»Die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts – das ist das Ziel, das wir mit unserer gemeinnützigen Stiftungsarbeit verfolgen.«
Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, Vorstandsvorsitzender
der Stiftung Polytechnische Gesellschaft
"Ein ereignisreiches Jahr", das sagt man leicht über jedes abgelaufene Jahr. Aber für 2023 hat diese Zuschreibung eine besondere Berechtigung. Sowohl im weltpolitischen Umfeld als auch in unserer Heimatstadt Frankfurt am Main und in der Arbeit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft war vieles im Umbruch. Wir leben in einer Zeit zahlreicher, miteinander verknüpfter Krisen in Umwelt, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Dachten wir, mit den Folgen der Corona-Pandemie, dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, dem Klimawandel, der fortschreitenden Digitalisierung und der Inflationsbekämpfung die stärksten Einflussfaktoren auf das Jahr zu kennen, so mussten wir spätestens mit dem Angriff der Hamas auf Israel beobachten, dass weitere Bedrohungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt auch in unserer Heimatstadt Frankfurt am Main zutage treten. Spannungen, über die wir – als vernunftbasierter Akteur aus der Mitte der Zivilgesellschaft – nicht tatenlos hinwegsehen können.
Inmitten dieser multiplen Herausforderungen sieht sich die Stiftung Polytechnische Gesellschaft als Akteur aus der Mitte der Gesellschaft besonders gefordert. Denn gesellschaftlicher Zusammenhalt beginnt hier bei uns in Frankfurt. Hier geht es darum, Menschen zu fördern, Teilhabe zu ermöglichen und gemeinsam mit verantwortungsvollen und engagierten Bürgerinnen und Bürgern das "Frankfurter Wir" zu stärken. Es geht ums Ganze.
Tätigkeitsbericht 2023
Highlights 2023
Zusammenhalt
findet Stadt.
Aufatmen
Auf dem Weg zur gesunden Stadt: Die Stiftung lanciert den Förderschwerpunkt "Psychische Gesundheit" und unterstützt darin Projekte, die sich in besonders wirkungsvoller Weise für die psychische Gesundheit von Menschen in Frankfurt engagieren.
Stadtgesellschaften stehen in der heutigen Zeit unter einem hohen Transformationsdruck. Dieser wird durch Umbrüche, Krisen und Herausforderungen – wie den Klimawandel, internationale Konflikte, den demografischen Wandel, Migration oder die Nachwirkungen der Corona-Pandemie – verstärkt. Mehr denn je stellt sich die Frage, wie die Resilienz und die psychische Gesundheit der Frankfurter Bürgerinnen und Bürger gestärkt werden kann und welche Rahmenbedingungen und Initiativen eine gesunde und lebenswerte Stadt benötigt.
Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft möchte Frankfurt auf dem Weg zur "gesunden Stadt" voranbringen und dazu beitragen, das Wohlbefinden und die Gesundheit seiner Bürgerinnen und Bürger zu stärken. Aus diesem Grund hat sie die Förderlinie "Psychische Gesundheit" ins Leben gerufen, mit der gemeinnützige Projekte unterstützt werden, die sich in besonders wirkungsvoller Weise für die psychische Gesundheit in Frankfurt engagieren.
»Psychische Gesundheit ist ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zur Gemeinschaft leisten kann.«
World Health Organization (WHO), 2019
"Frankfurt zur gesündesten Großstadt Deutschlands zu machen – dazu wollen wir als Stiftung Polytechnische Gesellschaft einen Beitrag leisten. Mit Blick auf die gigantischen Herausforderungen, die vor uns liegen, und auch als Resultat der kräftezehrenden Corona-Jahre werden der Erhalt und die Wiederherstellung der (psychischen) Gesundheit in dieser Stadt eines unserer zentralen Handlungsfelder in den kommenden Jahren. Mit unserer neuen Förderlinie wollen wir konkrete Hilfe für Erfolg versprechende Projekte leisten, aber auch einen Anstoß zur gesellschaftlichen Diskussion über dieses wichtige Thema geben", erklärt Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft.
Im Jahr 2023 haben sich zahlreiche gemeinnützige Träger mit neuen, aber auch bereits bestehenden Projekten um die Sonderförderung beworben. Unterstützung bekamen dabei beispielsweise das Schulprojekt FLASH zur Aufklärung über psychische Erkrankungen, die Frankfurter Informationsplattform für schizophrene Psychosen (FIPPS) für Erkrankte und ihre Angehörigen, eine Veranstaltungsreihe für selbstbestimmtes, aktives und gesundes Älterwerden im Bürgerinstitut oder der Frankfurter Schul-Suizid-Präventionstag.
Demokratiebildung
Gute Wahl
Auftakt von Demokratie in der Stadt – Unsere erste Wahl, unsere Zukunft!
Projekttransfer
App geht die Post
Das Digitechnikum@School startet an der Ziehenschule und am Gymnasium Riedberg durch.
Veranstaltung
Frankfurt blüht auf
Der große Frühlingsempfang der Stiftung in der Oper Frankfurt.
»Ich denke wirklich gerne an die schöne Zeit.«
Eine Diesterweg-Stipendiatin geht ihren Weg: In das Stipendienprogramm der Stiftung werden alle zwei Jahre Viertklässlerinnen und Viertklässler aus Frankfurter Grundschulen aufgenommen, beim Übergang in die fünfte Klasse gezielt gefördert und gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern begleitet. Mit dem Projekt soll gezielt die Persönlichkeitsentwicklung der Teilnehmenden gestärkt werden. Ein Beispiel dafür ist Diesterweg-Alumna Ravneet Chandi.
2017 waren Ravneet und ihre Familie Teil der fünften Diesterweg-Generation. Im Interview erzählt Ravneet sieben Jahre später, was seit damals geschehen ist und wie das Diesterweg-Team sie heute noch unterstützt.
»Ich habe bemerkt, dass ich viel selbstbewusster geworden bin, ich bin aus mir herausgekommen.«
Die 17-Jährige wurde von der Stiftung jahrelang begleitet: Bereits vor der Teilnahme am Diesterweg-Stipendium hatte sie am Sprachbildungsprogramm Deutschsommer teilgenommen. All diese Erfahrungen haben aus der schüchternen Elfjährigen eine selbstbewusste junge Frau werden lassen, die ihren Weg gegangen ist – auch, was die Schullaufbahn angeht. Nach der Grundschule hat Ravneet die Otto-Hahn-Gesamtschule besucht und zur neunten Klasse den Schritt auf das Gymnasium Helmholtzschule gewagt. Ein Prozess, der nicht ganz einfach gewesen ist, wie Ravneet sich erinnert: "Zunächst musste ich eine Bewerbungsmail an die Schulleitung schreiben und hatte im Anschluss ein Vorstellungsgespräch beim Schulleiter. Das lief gut, ich habe direkt einen Platz bekommen. Aber es war anfangs nicht immer einfach, ich musste viel Stoff nachholen, vor allem Latein, und eben auch neue Freunde kennenlernen."
Beides hat Ravneet gemeistert, den Aufholprozess im Fach Latein mit der Hilfe des Diesterweg-Teams. "Ich habe mich bei der Stiftung gemeldet und das Diesterweg-Team hat mir einen super Mentor als Unterstützung besorgt." Inzwischen ist Ravneet in der Oberstufe und damit ihrem Traum, Ärztin zu werden, ein Stück nähergekommen. Zu ihren Lieblingsfächern gehört neben Englisch sowie Politik und Wirtschaft auch Biologie. Einen Alternativplan hat sich Ravneet ebenfalls zurechtgelegt: Sie könnte sich auch vorstellen, etwas im Bereich Immobilien zu machen.
An ihre Zeit im Deutschsommer und Diesterweg-Stipendium denkt die junge Frau, die in ihrer Freizeit gerne Klavier spielt und laufen geht, sehr gerne zurück: "Mir hat das Theaterspielen im Deutschsommer sehr gefallen, ich habe dadurch gelernt, aus mir rauszukommen. Die abwechslungsreichen Ausflüge und den Austausch mit anderen im Diesterweg-Stipendium fand ich ebenfalls toll. Ich habe sehr viele Kinder kennengelernt, ich denke wirklich gerne an die schöne Zeit damals." Künftig möchte sich Ravneet sogar selbst im Diesterweg-Stipendium in die Kinderbetreuung einbringen. Generell würde sie das Stipendium sofort jeder Familie empfehlen, die eine Einladung dazu erhält: "Es ist eine coole Sache. Kinder lernen, besser aus sich herauszukommen, und man lernt nette Menschen kennen."
Ein Fest für die Demokratie:
175 Jahre Paulskirche
Am 23. Mai 2023, dem Jahrestag des Grundgesetzes, machten rund 600 Jugendliche aus 23 Frankfurter Schulen bei der Veranstaltung "Jugend für Demokratie: 175 Jahre Paulskirche – eine Live-Debatte" die Paulskirche zu einem lebendigen Ort der Debatte.
Schülerinnen und Schüler aus den Programmen Junge Paulskirche der Stiftung Polytechnische Gesellschaft und Jugend debattiert der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gestalteten das abwechslungsreiche Programm der Festveranstaltung, die am 23. Mai 2023 im Rahmen der Feierlichkeiten von 175 Jahre Paulskirche stattfand. Das Publikum erlebte einen intensiven Austausch über die Werte der Demokratie und die Aktualität des Grundgesetzes. In der Eröffnungsrunde freuten sich Frankfurts Bürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg und der Hessische Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz über das junge Publikum in der mit rund 600 Schülerinnen und Schülern voll besetzten Paulskirche. Sie erinnerten an die Bedeutung des Ortes und ermutigten die Jugendlichen, sich weiter so engagiert für Freiheit und Demokratie einzusetzen. In anschließenden Live-Debatten diskutierten Teilnehmende aus beiden Stiftungsprogrammen über Fragen wie die Einführung einer Jugendquote im Deutschen Bundestag oder eines sozialen Pflichtjahres. Im Anschluss moderierten zwei Jugendliche eine Podiumsdiskussion über die Umbruchsjahre 1848, 1948 und 1989 – mit Marianne Birthler, Zeitzeugin und ehemalige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen der DDR, Prof. Dr. Dieter Hein, emeritierter Professor für Neuere Geschichte der Goethe-Universität Frankfurt, sowie Prof. Dr. Hedwig Richter, Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität der Bundeswehr München. Sie beleuchteten die Erwartungen und Herausforderungen dieser drei prägenden Zäsuren und schlugen Brücken aus der Geschichte in unsere europäische Gegenwart.
Im Rahmen der Feierlichkeiten von 175 Jahre Paulskirche war die Stiftung Polytechnische Gesellschaft zudem vier Tage lang mit einem Infostand auf der Infomeile der Stadt am nördlichen Mainufer präsent.
Sprachbildung
Komma: klar
Beim Deutschland schreibt!-Finale haben 160 Teilnehmende Zeichen gesetzt.
Transdisziplinärer Austausch
Krisensicher
Das Main-Campus-Stipendiatenwerk hatte 2023 das Schwerpunktthema Resilienz.
Engagement
Frankfurts Freiwillige
Die achte Generation der Bürger-Akademie feierte ihren Abschluss.
Wort: Schatz
In den ersten drei Wochen der hessischen Sommerferien erlebten Frankfurter Grundschulkinder der dritten Klasse mit erhöhtem Sprachförderbedarf im Rahmen des Deutschsommers wieder "Ferien, die schlau machen".
Im Sprachförderprogramm Deutschsommer, das 2007 ins Leben gerufen wurde, verbesserten 2023 allein in Frankfurt insgesamt 160 Kinder spielerisch ihre Deutschkenntnisse, entwickelten ein Theaterstück, das sie zum Abschluss ihren Familien präsentierten, und entdeckten ihre Umgebung bei einem attraktiven Freizeitprogramm. Von den 160 Frankfurter Grundschülerinnen und Grundschülern erlebten 131 – erstmals seit Beginn der Pandemie 2020 – den Deutschsommer wieder mit Übernachtung im Schullandheim Wegscheide und in der Jugendherberge Oberreifenberg, umgeben von Natur. Aufgrund des besonders großen Bedarfs gab es in Frankfurt zusätzlich einen Deutschsommer für weitere 29 Kinder aus Intensivklassen, die erst seit Kurzem in Deutschland leben. Dieses Angebot wurde erneut vom Dezernat für Bildung, Immobilien und Neues Bauen der Stadt Frankfurt am Main finanziert. Im Frankfurter Deutschsommer stand 2023 noch ein weiteres Ziel im Fokus: die Stärkung der Medienkompetenz und die Förderung digitalisierungsbezogener Sprachkompetenzen. Um das zu erreichen, lernten die Deutschsommer-Kinder das Tablet als Hilfsmittel für kreatives Arbeiten kennen.
Seit Ende Oktober 2022 können Grundschülerinnen und -schüler zusätzlich über fünf Monate hinweg im Programm Deutschsommer+ ihre im Sommer erworbenen Sprach- und Medienkompetenzen erweitern: Sie erarbeiten gemeinsam in drei Modulen und digitalen Treffen jeweils einen Themenschwerpunkt. Im Juni 2023 fand erstmals eine Deutschsommer+-Projektwoche zum Thema "Digitale Museumstour" in der Uhlandschule statt. 54 Kinder aus drei vierten Klassen waren dabei. Ihre Lehrkräfte wurden von einer pädagogischen Fachkraft aus dem Deutschsommer+-Team begleitet. Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft stellte kostenfrei das Konzept und die technische Ausstattung für die Durchführung zur Verfügung und übernahm die Kosten für die Vorbereitung und Fortbildung der beteiligten Lehrkräfte. In den hessischen Herbstferien 2023 startete der neue Deutschsommer+-Jahrgang 2023/2024 mit 38 Kindern aus dem Deutschsommer 2023 und ebenfalls mit einer Projektwoche in Präsenz. Während dieser Woche lernten die Kinder das iPad als kreatives Medium kennen, besuchten das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt und gestalteten eine digitale Museumführung mit ihren Lieblingsexponaten.
Forschung
Lokalgeschichte ist auch Weltgeschichte
Die Arbeit des Stadteil-Historikers Dr. Matthias Vetter zur Geschichte des Possev-Verlags
Engagement
Gute Karten für junges Engagement
Erstmals boten der Frankfurter Jugendring und die Stiftung Polytechnische Gesellschaft eine gemeinsame Schulung für die Jugendleiter*in-Card an.
100 Millionen für gemeinnützige Zwecke
Eine ganz besondere Zahl konnte die Stiftung Polytechnische Gesellschaft am 31. Oktober 2023 verkünden: Seit Errichtung der gemeinnützigen Stiftung im Jahr 2005 wurden zum Stichtag bereits mehr als 100 Mio. Euro für satzungsmäßige Zwecke aufgewendet.
Neben der Durchführung von etablierten Programmen wie dem Deutschsommer, dem Diesterweg-Stipendium für Kinder und ihre Eltern, der Bürger-Akademie oder der Samstagsschule für begabte Handwerker wurde zusätzlich die Förderung von über 1.500 Projekten Dritter zum Wohle der Frankfurter Bürgerinnen und Bürger möglich gemacht.
Die Mittel stammen aus den Erträgen des Stiftungsvermögens, das dank einer durchschnittlichen Performance von rund drei Prozent seit Stiftungsgründung von anfänglich 397 Mio. Euro auf 526 Mio. Euro (Marktwert, Stand: 31.12.2023) gewachsen ist.
Die Stiftung 2023 in Zahlen
eigene Programme umgesetzt
Projekte Dritter gefördert
~
Veranstaltungen und Workshops durchgeführt
Mio. Euro Ausgaben für Satzungszwecke
Mio. Euro Stiftungskapital (Stand: 31.12.2023)
%
Erträge aus dem Stiftungskapital
fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
~
aktive Menschen im Alumni-Netzwerk der Stiftung
%
Anstieg der Website-Aufrufe gegenüber dem Vorjahr
Projekttransfer
Wasser marsch
Mit dem Polytechnik-Preis ausgezeichnetes Unterrichtskonzept ist Teil der neuen Dauerausstellung im Museum für Kommunikation.
Sprach- und Medienbildung
Frühstückslektüre
Das Programm Meine Zeitung stärkt die Medien- und Lesekompetenz von Frankfurter Schülerinnen und Schülern.
Vernetzung
Frankfurt gestalten
Die Initiative Frankfurter Stiftungen e. V. feierte ihr 30-jähriges Jubiläum mit einem Festempfang.
Haltung zeigen
85 Jahre nach den November-Pogromen von 1938 sind Jüdinnen und Juden in Frankfurt wieder in Sorge um ihr Leben. Dazu dürfen wir nicht schweigen. Gemeinsam mit zahlreichen Frankfurter Kulturinstitutionen rief die Stiftung Polytechnische Gesellschaft zu einer Lichterkette entlang des Mainufers auf.
Nach dem Terrorangriff der Hamas auf die Bürgerinnen und Bürger von Israel am 7. Oktober 2023 stieg der Antisemitismus auch in der Stadt Frankfurt sprunghaft an. Um dagegen ein sichtbares Zeichen zu setzen, wurde ein Banner mit dem Kampagnenspruch "Nie wieder ist jetzt!" an der Fassade des Stiftungshauses befestigt. Unter diesem Motto stand auch die Lichterkette am Mainufer.
In einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung betonte Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich die Verantwortung für die Wahrung demokratischer Werte jedes Einzelnen in Frankfurt und mahnte zum Schutz jüdischen Lebens in der Stadt sowie zum Dialog über globale Konflikte. Zudem förderte die Stiftung unmittelbar sechs Projekte mit insgesamt 55.000 Euro, die Antisemitismus entgegenwirken sowie zur Stärkung von Toleranz, Verständigung und demokratischen Werten und zur Unterstützung israelischer Kinder in Frankfurt beitragen: "Make Hummus Not Walls" des Vereins Transaidency e.V. vermittelt über jüdisch-muslimische Vorbilder, wie Verständigung und Beziehungen friedlich und wertschätzend gestaltet werden können. Das "Krisenprogramm in der Beratungsstelle Frankfurt" des OFEK e.V. berät Betroffene bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung. "AntiAnti – Museum Goes School" des Jüdischen Museums Frankfurt ist ein niedrigschwelliges kulturelles Bildungsprogramm zur antisemitismuskritischen Primärprävention an Frankfurter Berufsschulen. Die Bildungsstätte Anne Frank stärkt mit ihrer Arbeit pädagogisches Fachpersonal und qualifiziert junge Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für die Arbeit gegen Antisemitismus, Rassismus und Desinformationen vor dem Hintergrund des Nahost-Konfliktes. Ein Angebot der Jüdischen Gemeinde Frankfurt hat Kinder israelischer Familien in Frankfurt am Main betreut und beschult, die aufgrund des Terrorangriffs in Frankfurt waren; und der Rat der Religionen arbeitet daran, durch den interreligiösen Dialog der verschiedenen Glaubensgemeinschaften in Frankfurt das gegenseitige Verständnis und Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft zu verbessern.
Vernetzung
Netzwerk gebildet
70 hessische Stiftungen gründeten das Stiftungsnetzwerk Bildung in Hessen.
Engagement
Du für deine Stadt
Das Stipendienprogramm Stadtteil-Botschafter fördert junge Menschen, die sich in Frankfurt engagieren wollen.
Frühe Hilfen
Unterstützung von Anfang an
Die Willkommenstage in der frühen Elternzeit stellen ihre Väterarbeit neu auf.
118 herausragende Projekte
Guten Ideen aus der Stadtgesellschaft zum Erfolg verhelfen – das ist das Ziel der Förderarbeit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft. Im Jahr 2023 hat die Stiftung 118 Projekte Dritter zum Wohle der Frankfurter Stadtgesellschaft gefördert: von Gewaltpräventionsworkshops an Schulen über Kulturfestivals bis hin zu Stadtteilarbeit und Musikvermittlungsprojekten.
Im Rahmen ihrer Förderarbeit legt die Stiftung Wert auf eine große Vielfalt der unterstützten Projekte. Die Bandbreite reicht von der Breitenförderung bis zur Spitzenförderung, von innovativen experimentellen Projekten bis hin zur Unterstützung altbewährter, jedoch bedrohter Ansätze. Mit insgesamt 1.291.050 Euro wurden 2023 das Kreativpotenzial und das Engagement in der Stadt in folgenden satzungsgemäßen Themenfeldern unterstützt:
Bildung, Wissenschaft und Technik; Kunst, Kultur und Pflege des kulturellen Erbes; Soziales, Karitatives und Humanitäres; Innovation ermöglichen; Bewährtes bewahren.
Auswahl einiger geförderter Projekte:
FRATOPIA – Festival der (Hör-)Entdeckungen
ALTE OPER FRANKFURT
Mit innovativen Formaten öffnet sich die Alte Oper für neue Zielgruppen und präsentiert sich als Teil des urbanen Lebens in der Mitte der Stadt. Ein starker Auftritt für die kulturelle Teilhabe in Frankfurt.
Foto: Alte Oper Frankfurt/Salar Baygan
Theater der Welt
KÜNSTLERHAUS MOUSONTURM FRANKFURT AM MAIN GGMBH
Das international bedeutendste Festival für zeitgenössisches Theater, Performance und Tanz fand vom 29. Juni bis 16. Juli 2023 zum zweiten Mal seit 1985 in Frankfurt am Main und in Offenbach statt.
Foto: Katrin Schander
Needs for Nied
STIFTUNG CHRISTEN HELFEN
Das Projekt unterstützt bedürftige und sozial benachteiligte Bewohnerinnen und Bewohner des Frankfurter Stadtteils Nied im Sinne einer „Hilfe zur Selbsthilfe“ und fördert deren Integration und Teilhabe.
Foto: Daniela Friedrichsen
A Touch of Type
DIALOGMUSEUM
Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem taktilen Schriftsystem Braille, das als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt ist. Die Brailleschrift und ihre Anwendung bilden das Fundament für die Bildungschancen blinder Menschen und ihre berufliche und soziale Teilhabe.
Foto: Dialogmuseum/Constantin Urban
Die neue Strategie 2024–2028
Wir
bauen
am Wir
Ein Blick in die Zukunft
In ihrer neuen Strategie für die Jahre 2024 bis 2028 richtet die Stiftung Polytechnische Gesellschaft den Fokus ihrer Arbeit unter dem Motto "Wir bauen am Wir" auf die Förderung von Bildung und Kompetenzen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. In eigenen operativen Programmen und in ihrer Förderarbeit nimmt sie dabei sowohl die Spitzen- als auch die Breitenförderung von Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern in den Blick. Die Vorstände der Stiftung, Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich und Dr. Reinhard Krafft, erläutern im Interview die Hintergründe der neuen Strategie.
Das Motto der strategischen Neuausrichtung der Stiftung lautet "Wir bauen am Wir". Wer ist dieses Wir eigentlich?
Dievernich: Dieses Wir ist ein sehr großes Wir, ein "Frankfurter Wir". Es liegt beispielsweise vor, sobald Sie aus der Haustüre treten und sich in die Stadtgesellschaft begeben. Hier in Frankfurt – einer der internationalsten und dynamischsten Großstädte Europas – bauen wir am Wir, indem wir als Stiftung mit unseren Programmen Persönlichkeitsentwicklung und Teilhabe der Menschen an der Gesellschaft fördern. Im Idealfall resultiert aus dieser Teilhabe dann später eine "Teilgabe" – also ein aktives gesellschaftliches Gestalten, ein Zurückgeben an die Gesellschaft.
Krafft: Aus meiner Perspektive möchte ich noch ergänzen: Dieses "Wir" – das ist mit dem Blick nach innen gerichtet auch das gesamte Stiftungsteam, das aus insgesamt 40 fest angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht. Es sind aber auch die gesamte polytechnische Familie, unser lebendiges Alumni-Netzwerk und die zahlreichen Partner und Förderer der Stiftung.
Ist der Zusammenhalt unserer Gesellschaft gefährdeter, als er schon mal war?
Dievernich: Die Polytechnische Gesellschaft, unsere Muttergesellschaft, gibt es seit 1816. In polytechnischer Tradition zu stehen bedeutet, Verantwortung für die konstruktive Gestaltung unseres Zusammenlebens zu übernehmen – und das immer wieder. Für eine solche bürgerliche Kraft des Handelns sehe ich in der heutigen Zeit einen gestiegenen Bedarf. Wir leben in einer Zeit zahlreicher miteinander verknüpfter Krisen in Umwelt, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. All diese Entwicklungen erzeugen Spannung, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf eine harte Probe stellt. Als vernunftbasierter Akteur aus der Mitte der Zivilgesellschaft wollen wir hier unseren Beitrag für Vielfalt und Zusammenhalt leisten.
Krafft: Jede Zeit hat ihre Herausforderungen und einer starken Zivilgesellschaft kommt seit jeher eine besondere Rolle zu. Eine Gesellschaft zusammenzuhalten ist eine Gemeinschaftsaufgabe, der wir uns als Stiftung stellen – gemeinsam mit vielen weiteren Akteuren, Partnern und den Menschen hier in Frankfurt.
Wie sind Sie bei der Entwicklung der neuen Strategie vorgegangen?
Dievernich: Die neue Strategie ist im Laufe des Jahres 2023 in einem umfassenden Prozess entwickelt worden. Sie führt die thematische Entwicklung unserer Stiftungsarbeit evolutionär weiter und richtet sich auf die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Stadt Frankfurt und ihrer Region aus. Sie berücksichtigt also zum einen bereits bestehende Programme und Projekte der Stiftung, die auch in Zukunft eine große Relevanz haben werden; sie beinhaltet aber auch eine ganze Reihe neuer Programme, die in Richtung Zukunft weisen.
Krafft: Das inhaltliche Programm ist generell mit dem bestehenden Personal und einem moderaten Wachstum kalkuliert worden. Dabei ist die Strategie zeitlich nach dem Prinzip "structure follows strategy" entstanden. Sie ist das Resultat zahlreicher Gespräche mit den unterschiedlichsten Stakeholdern der Stadtgesellschaft, mit Zielgruppen, Alumni, Projektpartnern und vor allem auch mit der gesamten Belegschaft der Stiftung.
Welche Zielsetzung haben Sie beim Verfassen der Strategie verfolgt?
Dievernich: Wir wollten in die Zukunft blicken und haben uns gefragt, welchen ganz konkreten und auch praktischen Beitrag die Stiftung Polytechnische Gesellschaft leisten kann, um den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte, gesunde und solidarische Stadtgesellschaft zu hinterlassen.
Die neue Strategie ist im Laufe eines Jahres entstanden, das geprägt war von großen, globalen Ereignissen. Wie hat sich das ausgewirkt?
Dievernich: Wir mussten lernen, der Gleichzeitigkeit von Krisen und Transformationen zu begegnen. Die zunehmende Politikverdrossenheit, der Fachkräftemangel und die fortschreitende Digitalisierung – das alles sind Herausforderungen, die wir ganzheitlich betrachten wollen und denen wir uns mit unserer Stiftungsarbeit stellen müssen. Denn gerade in Krisenzeiten ist die Arbeit von Stiftungen unerlässlich. Mehr denn je gilt, dass man den Herausforderungen unserer Stadt nur mit vermehrtem zivilgesellschaftlichen Engagement begegnen kann.
Krafft: Die nun formulierte Strategie der Stiftung ist als Leitplanke für das Handeln der kommenden Jahre zu sehen. Das Strategiepapier ist dabei jedoch nicht dogmatisch zu verstehen: Sollten in den nächsten Jahren neue, unerwartete gesellschaftliche Herausforderungen auftreten, bei denen die Stiftung der Ansicht ist, handeln zu müssen, ist das jederzeit und kurzfristig möglich.
Was sind die nächsten Schritte?
Dievernich: Inhaltlich betrachtet: Wir werden jetzt Schritt für Schritt die neu konzipierten Programme der Stiftung an den Start bringen – testen, evaluieren und weiterentwickeln. Daran werden wir, das gesamte Stiftungsteam, in den folgenden Monaten arbeiten.
Krafft: Der Formulierung unserer neuen Strategie schließt sich nun ein umfassender Prozess der Organisations-, Struktur- und Prozessentwicklung an, aus dem sich die entsprechenden Feinplanungen ergeben.
Die Stiftung
Gut
aufgestellt
Wechsel im Vorstand für Finanzen, Personal und Organisation
Das Jahr 2023 markierte eine Zäsur, was die Besetzung des Vorstands anbelangte. Johann-Peter Krommer, der seit Gründung der Stiftung als Vorstand für die Bereiche Finanzen, Organisation, Personal zuständig war, legte sein Vorstandsmandat zum Ende des Jahres 2023 planmäßig ab und wechselte in den Ruhestand. Zuvor wurde im Januar 2023 Thomas W. Meissner, bislang Leiter Vermögensmanagement, neu in den Vorstand der Stiftung Polytechnische Gesellschaft berufen. Er übernahm für die Zeit vom 1. Januar bis zum 31. Oktober 2023 den Bereich Vermögensmanagement von Johann-Peter Krommer, der weiterhin für die Themen Personal, Organisation und Controlling zuständig blieb. Mit dem Antritt von Dr. Reinhard Krafft gab Meissner das Amt wieder auf und wechselte zurück an die Spitze des Bereichs Vermögensmanagement.
»Johann-Peter Krommer war ein großartiger Stiftungsvorstand für Finanzen, Personal und Organisation, ein verlässlicher Steuermann und Lotse in ruhigen wie in stürmischen Zeiten, ausgestattet mit einem feinen Sinn für Humor und großen menschlichen Qualitäten. Ihm ist es wesentlich zu verdanken, dass die Stiftung Polytechnische Gesellschaft auch in ihrem administrativen und finanziellen Management weit über Frankfurt hinaus als vorbildlich gilt.«
Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft
Johann-Peter Krommer war 18 Jahre lang – seit Gründung der Stiftung – für die Stiftung Polytechnische Gesellschaft im Dienst und baute diese mit auf. Unter seiner Verantwortung entwickelte sich das Stiftungsvermögen von anfänglich 397 Mio. Euro auf 526 Mio. Euro (Marktwert, Stand: 31.12.2023). Die Rendite des Vermögensmanagements lag zwischen 2006 und 2023 durchschnittlich bei 3,1 Prozent. Dadurch konnte die Stiftung seit Beginn ihres Bestehens bereits mehr als 100 Mio. Euro für gemeinnützige Zwecke investieren.
Thomas Meissner war bereits seit 2015 als Leiter Vermögensmanagement für die Stiftung tätig und verantwortete vom 1. Januar 2023 bis zum 31. Oktober 2023 als Mitglied des Vorstands den Bereich Finanzen und Vermögensmanagement.
Krommers Nachfolge trat zum 1. November 2023 Dr. Reinhard Krafft an, zuletzt CEO von Merck Finck A Quintet Private Bank, der von Thomas W. Meissner wieder die Verantwortlichkeit für die Vermögensverwaltung im Vorstand übernahm. "Wir freuen uns sehr, mit Dr. Reinhard Krafft ein außerordentlich kompetentes und hervorragend vernetztes neues Mitglied für den Vorstand der Stiftung Polytechnische Gesellschaft gefunden zu haben. Als international profilierter Manager verknüpft er profunde Kenntnis der Vermögensverwaltung mit ausgewiesener Führungskompetenz und einer großen Begeisterung für gemeinnützige Stiftungsarbeit in seiner Wahlheimat Frankfurt am Main", so Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger.
Seit dem 1. November 2023 leiten Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, der als Vorstandsvorsitzender die Bereiche Inhalte, Projekte und Kommunikation verantwortet, und Dr. Reinhard Krafft, zuständig für Vermögensmanagement, Organisation, Personal und Controlling, die Stiftung.
Das Stiftungsteam
Für die Verwirklichung der Stiftungsaufgaben waren zum Jahresende 2023 einschließlich der drei Vorstandsmitglieder insgesamt 40 fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Wie in den Vorjahren hat zudem das Land Hessen eine erfahrene Oberstufenlehrkraft als Leiterin für das Programm Diesterweg-Stipendium für Kinder und ihre Eltern abgeordnet. Das Stiftungsteam setzte sich im Berichtsjahr somit aus 24 Vollzeitkräften und 17 in Teilzeit Beschäftigten zusammen. Dies entspricht umgerechnet insgesamt 34,2 Vollzeitstellen.
Alumni-Netzwerk
Vielseitig. Neugierig. Polytechnisch. Das Alumni-Netzwerk der Stiftung Polytechnische Gesellschaft vereint alle aktuellen und ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten aus den unterschiedlichen Stipendienprogrammen der Stiftung.
Nachhaltigkeitsbericht
Wie können wir unser Wirken nachhaltiger gestalten, die Ressourcen so effizient wie möglich nutzen und – ganz im Sinne der Persönlichkeitsentwicklung – unser eigenes Umfeld und andere Menschen auf dem Weg zu einem nachhaltigen Leben begleiten und fördern? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich die Stiftung in vielen ihrer Einsatzgebiete. Wir handeln auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Stiftungsarbeit. Den Themen gelebte Nachhaltigkeit und Ressourcenverantwortung messen wir innerhalb der Stiftung Polytechnische Gesellschaft eine große Bedeutung bei.
Bericht des Stiftungsrats 2023
Der Stiftungsrat tagte im Berichtsjahr 2023 viermal, um den durch die Satzung festgelegten Aufgaben nachkommen zu können, die darin bestehen, den Vorstand zu überwachen und zu beraten.
Die Finanzen
Das Jahr
in Zahlen
2023 war für das Vermögensmanagement der Stiftung ein zufriedenstellendes Jahr, nachdem die Wertentwicklung des Vorjahres aufgrund verschiedener externer Einflüsse enttäuschend verlief. Da das Stiftungsvermögen breit diversifiziert angelegt ist, konnte das Vermögensmanagement mit einer positiven Wertentwicklung von 5,6 Prozent die Verluste des Vorjahres ausgleichen. Im historischen Mittel liegt die Performance des Stiftungsvermögens bei 3,1 Prozent. Dabei liegt der Fokus der Vermögensanlage auf der Erzielung ordentlicher Erträge, welche für die satzungsmäßige Finanzierung der Stiftungstätigkeit notwendig sind.
Vermögensmanagement
Wertentwicklung Stiftungsvermögen 2014–2023
Das Berichtsjahr 2023 zeichnete sich aus durch eine starke Wertentwicklung nahezu aller Assetklassen zum Jahresanfang, eine verhalten positive Weiterentwicklung bis zum Sommer, Zins-/Inflations- und Kriegssorgen im Herbst und die zu euphorischen Wertentwicklungen führende Erwartung auf 2024 bevorstehenden Zinssenkungen der Notenbanken in den USA und Europa. Die negative Vorjahresperformance konnte somit wieder vollständig ausgeglichen werden.
Struktur des Stiftungsvermögens nach Anlageklassen per 31.12.2023
Das Stiftungsvermögen und die aus dessen rentierlicher Anlage erwirtschafteten Erträge bilden die Grundlage für die gemeinnützige Betätigung der Stiftung. Die wesentlichen Ziele bestehen in der Erwirtschaftung der ordentlichen Erträge und im Erhalt des Stiftungsvermögens. Deshalb ist das Stiftungsvermögen breit diversifiziert investiert. Der Anteil der Immobilien und der Private Assets wurde planmäßig weiter ausgebaut.
In ihrer Vermögensanlage achtet die Stiftung schon seit längerer Zeit auf Nachhaltigkeitsaspekte. Die Standards der Vermögensverwaltung der mandatierten Vermögensverwalter enthalten eine Vielzahl von Nachhaltigkeitskriterien, welche ökologische, soziale und Governance-Aspekte adressieren. Die Vermögensverwalter berücksichtigen diese Nachhaltigkeitskriterien sowohl beim Erwerb von Investments als auch im Rahmen des laufenden Portfoliomanagements.
Renten (31.1%)
Immobilien (29.3%)
Aktien (28.6%)
Private Assets inkl. Rohstoffe (8.5%)
Liquidität (2.5%)
Performance-Beitrag nach Anlageklassen per 31.12.2023
Die Aussicht auf Zinssenkungen der Notenbanken ab 2024 ließ die Anleihen- und Aktienkurse insbesondere im vierten Quartal stark steigen. Immobilien und Private Assets hatten dagegen mit Abwertungen und Problemen bei den Private-Debt-Anlagen zu kämpfen, sodass es erstmals seit über zehn Jahren zu negativen Wertentwicklungen in diesen Assetklassen kam.
Entwicklung der ordentlichen Erträge 2014–2024
Der Zufluss an ordentlichen Erträgen (Zinsen, Dividenden, Mieteinnahmen, Fondsausschüttungen) lag im Berichtsjahr auf einem guten Niveau und konnte trotz der unsicheren Kapitalmarktentwicklung in den letzten drei Krisenjahren stabil gehalten werden. Wiederum haben die Immobilien mit rund 5,3 Mio. Euro den Hauptteil der Gesamterträge abgeliefert. Die Dividenden in Höhe von 3,3 Mio. Euro (inklusive Fondsausschüttungen) bilden die zweitstärkste Ertragsquelle. Aufgrund des allgemeinen Zinsanstieges konnten die Einnahmen aus Zinsen mit 2,6 Mio. Euro gesteigert werden.
Treuhandstiftungen
Unter dem Dach der Stiftung Polytechnische Gesellschaft bündelt sich vielfältiges mäzenatisches Engagement der Frankfurter Bürgerschaft. Dazu zählen drei unselbstständige Treuhandstiftungen, die von der Stiftung verwaltet werden.
Marga Coing-Stiftung
Mit ihrer 2011 gegründeten Stiftung verfolgt die Stifterin Marga Coing zwei Themen, die ihr besonders am Herzen liegen: die ökonomische Bildung von jungen Menschen sowie die Förderung von Kunst und Kultur in Frankfurt am Main.
Norz-Helmke Stiftung
Ein engagiertes Frankfurter Stifterehepaar, Britta und Norbert Norz, hat im Jahr 2021 unter dem Dach der Stiftung Polytechnische Gesellschaft mit einem sechsstelligen Stiftungsvermögen eine Treuhandstiftung errichtet.
Gerd Reul Stiftung
Im Laufe des Jahres 2022 wurde die Stiftung Polytechnische Gesellschaft zudem mit der Verwaltung der Gerd Reul Stiftung betraut. Die Stiftung verfolgt die Zwecke der Förderung von Kunst und Kultur sowie Wissenschaft und Forschung.
Jahresabschluss
Den Jahresabschluss stellt die Stiftung nach den Regeln des Handelsgesetzbuches für große Kapitalgesellschaften unter Beachtung der vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) verabschiedeten Stellungnahme zur Rechnungslegung von Stiftungen (IDW RS HFA 5) auf. Dieser wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft FALK GmbH & Co. KG geprüft. Die Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt.
Die Bilanzsumme inklusive Treuhandvermögen wuchs im Berichtsjahr auf 478,9 Mio. Euro. Dabei ist die Aktivseite der Bilanz weitgehend durch das Sach- und Finanzanlagevermögen geprägt. Das Eigenkapital in Höhe von 471,0 Mio. Euro dominiert die Passivseite. Den größten Posten im ideellen Bereich bilden die Aufwendungen für die gemeinnützigen Projekte. Die Stiftung hat im Jahr 2023 mit 7,8 Mio. Euro Satzungsausgaben erneut Kontinuität in ihrer gemeinnützigen Tätigkeit bewiesen. Zur Finanzierung der Ausgaben stand ein Überschuss aus der Vermögensverwaltung in Höhe von 11,8 Mio. Euro zur Verfügung.
Nach der Saldierung des Fehlbetrages im ideellen Bereich mit dem Überschuss aus Vermögensverwaltung verblieb ein Jahresüberschuss in Höhe von 3,9 Mio. Euro. Davon wurde erneut ein Betrag von 3,5 Mio. Euro in die freie Rücklage nach § 62 Abs. 1 Nr. 3 eingestellt. Der am Ende der Gewinn- und Verlustrechnung verbleibende, der zeitnahen Mittelverwendung unterliegende Ergebnisvortrag in Höhe von 3,3 Mio. Euro sichert zusammen mit den gebildeten Projektrücklagen die satzungsgemäße Zweckverwirklichung der Stiftung im Folgejahr zu einem weiten Teil.
Entwicklung der jährlichen Projektaufwendungen
Für Projektaufwendungen für Satzungsleistungen konnten im Berichtsjahr 7,8 Mio. Euro verausgabt werden. Seit Stiftungsgründung im Jahr 2005 wurden somit über 103 Mio. Euro zur Förderung von Bildung und Kompetenzen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt aufgewendet. Die Stiftung zeigt sich in ihrer jungen Historie damit als ein verlässlicher Partner zur Stärkung der Bürgergesellschaft in der Stadt Frankfurt am Main.
Verteilung der Projektaufwendungen nach Themenfeldern im Zeitraum 2023
Die Projektaufwendungen verteilen sich im Zehn-Jahres-Zeitraum weitgehend homogen auf die einzelnen Themenfelder der Satzung. Dabei dienen alle Stiftungsprojekte der Ausbildung und Stärkung von Fähigkeiten, die dem Individuum die Übernahme von Verantwortung in der Bürgergesellschaft ermöglichen. Ein Schwerpunkt der Stiftungsarbeit liegt dabei auf dem Bildungssektor. Auch damit verfolgt die Stiftung das Ziel der Kompetenzstärkung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Bildungslandschaft und Sprachbildung
Kulturelle Bildung
Wissenschaft, Technik, Berufliche Bildung
Soziales, Humanitäres, Karitatives
Alumni-Arbeit
Bildung für zivilgesellschaftliches Engagement und Nachhaltigkeit
Demokratiebildung
Bilanz
Aktiva | in TEUR 31.12.2023 | in TEUR 31.12.2022 |
---|---|---|
Anlagevermögen | 466.127 | 467.994 |
Immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen | 15.612 | 15.885 |
Finanzanlagen | 450.515 | 452.109 |
Umlaufvermögen | 10.120 | 5.052 |
Liquide Mittel | 10.110 | 4.942 |
Sonstige Vermögensgegenstände | 10 | 110 |
Rechnungsabgrenzungsposten | 5 | 5 |
Sondervermögen | 2.619 | 1.781 |
Summe | 478.871 | 474.832 |
Passiva | in TEUR 31.12.2023 | in TEUR 31.12.2022 |
---|---|---|
Stiftungskapital | 393.630 | 393.630 |
Errichtungskaptital | 300.000 | 300.000 |
Zustiftungen | 77.430 | 77.430 |
Sonstige Kapitalzuführungen | 16.200 | 16.200 |
Rücklagen | 75.365 | 71.467 |
Kapitalrücklage (Schwankungsreserve) | 20.000 | 20.000 |
Rücklage gemäß § 62 Abs. 1 Nr. 1 AO | 2.530 | 2.132 |
Rücklage gemäß § 62 Abs. 1 Nr. 3 AO | 52.435 | 48.935 |
Rücklage gemäß § 62 AO | 400 | 400 |
Umschichtungsergebnisse | -1.272 | -1.672 |
Ergebnisvortrag | 3.291 | 3.763 |
Rückstellungen | 3.789 | 3.923 |
Verbindlichkeiten | 1.449 | 1.940 |
gegenüber Kreditinstituten | 6 | 7 |
aus Lieferungen und Leistungen | 173 | 113 |
aus erteilten Zusagen | 1.151 | 1.708 |
Sonstige Verbindlichkeiten | 119 | 112 |
Sonderverpflichtungen | 2.619 | 1.781 |
Summe | 478.871 | 474.832 |
Gewinn- und Verlustrechnung
in TEUR 31.12.2023 | in TEUR 31.12.2022 | |
---|---|---|
Erträge | 509 | 292 |
Aufwendungen | -8.528 | -9.389 |
davon: Projektaufwendungen | -7.827 | -8.594 |
davon: Allgemeine Verwaltungskosten | -701 | -795 |
Fehlbetrag ideeller Bereich | -7.932 | -8.967 |
Überschuss aus der Vermögensverwaltung | 11.757 | 14.234 |
Jahresüberschuss | 3.825 | 5.267 |
Ergebnisvortrag zum 1. Januar | 3.763 | 4.342 |
Änderungen des Umschichtungsergebnisses | -400 | -2.000 |
Einstellung in die / Entnahme aus der Projektrücklage gemäß § 62 Abs. 1 Nr. 1 AO | -397 | 554 |
Einstellung in die freie Rücklage gemäß § 62 Abs.1 Nr. 3 AO | -3.500 | -4.000 |
Einstellung in die Rücklage für Instandhaltung (§ 62 AO) | 0 | -400 |
Ergebnisvortrag | 3.291 | 3.763 |
Impressum
Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft engagiert sich tatkräftig für die Menschen in Frankfurt am Main. In den Bereichen Bildungslandschaft und Sprachbildung, Kulturelle Bildung, Bildung für zivilgesellschaftliches Engagement und Nachhaltigkeit, Wissenschaft, Technik, Berufliche Bildung, Soziales, Humanitäres, Karitatives und Demokratiebildung realisieren und unterstützen wir Projekte, die die Persönlichkeitsentwicklung des Einzelnen fördern und die Teilhabe an der Gemeinschaft stärken. So leisten wir einen ganz praktischen Beitrag zu einer lebendigen und solidarischen Stadtgesellschaft – ganz nach dem Motto "Wir bauen am Wir".
Herausgeber
Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main
Untermainanlage 5
60329 Frankfurt am Main
Telefon 069 - 789 889 - 0
Kontakt
info@sptg.de
www.sptg.de
Verantwortlich
Der Vorstand
Redaktion
Axel Braun, Karoline Leibfried, Elisabeth Brachmann, Jens-Ekkehard Bernerth
Projektsteuerung
Berit Leune, beritleune.com
Konzept und Design
Christoph Keller und Jonas Lieder, kellerundlieder.de
Technische Umsetzung
Alexander Hitchcock, youmeokay.com
Lektorat
Benita von Behr
Bildnachweis
Alte Oper Frankfurt/Salar Baygan, Bembel GmbH, Besuchspartnerschaften Freunde alter Menschen/Kai Kapitän, Bildungsnetzwerk Hessen/G. Offenbach, Creative Change e. V., Katrin Binner, Dialogmuseum/Constantin Urban, Dominik Buschardt, Uwe Dettmar, Philip Eichler, F.A.Z./Lucas Bäuml, Forschungslabor Senckenberg/Norbert Miguletz, Gaby Gerster, Goethe-Institut Lyon/Natasha Vayre, A. Habel, Journal Frankfurt/Dirk Ostermeier, Jochen Kratschmer, Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main/Sonja Schwarz, Liebieghaus Skulpturensammlung/Norbert Miguletz, H. Menzel, Museum für Kommunikation/A. Habel, Needs for Nied/Daniela Friedrichsen, Palmengarten der Stadt Frankfurt am Main/Tom Wolf, Katrin Schander, Sebastian Schramm, Michelle Spillner, Tiny Bridges/Johannes Berger, Nathalie Zimmermann
© Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, 2024
Datenschutzhinweis